Donnerstag, 19. April 2012

Führungsqualitäten

Heute habe ich einen sehr interessanten Artikel in einem der älteren Savvy Times Hefte (Nr 14, Jan 2007 - "Face to Face with ourselves" von Kaffa Martignier) gelesen. Es geht dabei um Leadership, und wie ich als Anführer meiner Mini-Herde meine Verantwortung wahrnehmen muss, damit mein Pferd mir folgen WILL und und seine Verantwortung wahrnehmen KANN. Zur Erinnerung nochmal das Prinzip Nummer 4 - in der Partnerschaft haben sowohl der Mensch, als auch das Pferd ihre jeweilige Verantwortung zu übernehmen:
Der Mensch:
  1. Benimm Dich wie ein Partner, nicht wie ein Raubtier - d.h. mentale, emotionale und physische Fitness.
  2. Einwickle einen unabhängigen Sitz bzw. unabhängige Füsse (am Boden).
  3. Denke wie ein Pferd, bevor Du denkst wie ein Mensch.
  4. Nutze die natürliche Kraft des Fokus.
Das Pferd:
  1. Benimm Dich wie ein Parnter, nicht wie ein Fluchttier - d.h. denke, bevor Du handelst.
  2. Behalte die Gangart bei.
  3. Behalte die Richtung bei.
  4. Schau, wohin Du gehst.
Ein spannender Aspekt dabei ist, wie unsere heutige "bequeme" Welt uns nicht mehr darauf vorbereitet, effektive Anführer zu sein. Als effektiver Anführer muss ich einfallsreich, mutig und beharrlich sein. All dies ist nicht mehr nötig, um meine Grundbedürfnisse zu befriedigen: Wie viel einfacher ist es, einen Fisch im Supermarkt zu kaufen, als einen selbst zu fangen?! Und solange ich mich selbst nicht führen kann, wie will ich ein Pferd führen?

Einige Indikatoren, dass ich meinen Teil der Partnerschaft nicht erfülle, sind zB:
  • ich bin frustriert
  • ich fühle mich unfähig oder überfordert
  • ich beschuldige mein Pferd
  • ich bin ängstlich
Wenn es hingegen funktioniert, fühle ich mich zufrieden, ruhig, glücklich, erfüllt, dem Pferd verbunden und habe Respekt für das Pferd. Diese Gefühle sind für sich genommen nicht gut oder schlecht, sondern ich kann sie als Anzeiger nutzen, wie ein Pilot die Instrumente im Flugzeug nutzt - um gar nicht erst zu weit vom Kurs abzukommen.

Was zeichnet jene Menschen aus, die beharrlich genug sind, um über die negativen Gefühle hinwegzukommen? Sie haben entdeckt, dass es bei Parelli Natural Horsemanship letztlich nicht um das Pferd oder die Aufgabe geht, sondern um eine Weiterentwicklung von mir selbst. Eine Entwicklung, die es mir ermöglicht, zuerst mich selbst zu führen - mental, emotional und physisch fit zu werden.

Diese Entwicklung hat 4 Stufen:
  1. Unbewusste Inkompetenz - ich weiss nicht, was ich nicht weiss.
  2. Bewusste Inkompetenz - ich erkenne, dass ich etwas nicht kann - hier beginnt das Lernen und das Unbehagen.
  3. Bewusste Kompetenz - ich habe es gelernt, muss mich dazu aber konzentrieren und anstrengen.
  4. Unbewusste Kompetenz - die neue Fähigkeit ist mir ins Blut übergegangen, ich mache es instinktiv.
Und dann beginnt das Lernen von Neuem, auf einem höheren Niveau ... Bei dieser Entwicklung spielt das Bewusstsein eine wichtige Rolle. Das Unbehagen in Stufe 2 kommt daher, dass ich mental weiter bin, als ich emotional oder physisch bin. Ich WEISS also, wie ich etwas machen sollte, aber ich kann es schlicht noch nicht umsetzen, sei es emotional oder physisch. Dann habe ich ev. das Gefühl, dass ich schlechter werde - wobei es nur das deutlichere Bewusstsein ist, das mir dieses Gefühl gibt - ich ERKENNE nun, dass etwas nicht stimmt.

Diese Reise ist eine sehr spannende und lohnende - und jeder geht seinen Weg individuell, für sich und in seinem eigenen Tempo. Wenn ich erst gelernt habe, mich selbst zu führen, wird das Führen von anderen wesentlich einfacher - seien es nun Kinder, Mitarbeiter oder Pferde :-)

Die Liebe schafft Verbundenheit, gute Führungsqualitäten erwirken den Respekt, und die Sprache (im PNH die 7 Spiele) sorgt dafür, dass ich verstanden werde:  
LOVE  - LANGUAGE - LEADERSHIP zu gleichen Teilen sind die Bausteine dieses wundervollen Programms, mit dem ich in erster Linie mich selbst, und ausserdem noch meine Pferde weiterentwickle. 

Ein grosses DANKE an Pat und Linda Parelli, die das so transparent und für alle zugänglich gemacht haben!!!


Montag, 16. April 2012

Game of Contact - Reiten als Tanz

Vor genau einem halben Jahr - die Zeit verfliegt ... - war ich mit meinem Pferd Domino am Game of Contact (GOC) Kurs mit Linda Parelli. Das Game of Contact eröffnet eine völlig neue Sicht auf Finesse (Reiten mit Zügelkontakt): Reiten mit Anlehnung als Tanz, anstelle als "Herumgezerre im Maul", wie man es leider in der "normalen" Welt allzu oft sieht. Und ich war lange Zeit Teil der normalen Reiterwelt. Weil ich es leider nicht besser wusste.

Das Spiel beginnt schon lange vor dem Reiten - am Boden, mit der Beziehung, die ich zum Pferd aufbaue, und beim Aufzäumen. Ziel wäre, dass das Pferd das Gebiss von selbst nimmt (eine Idee, die mir früher nicht mal gekommen wäre ....) Wir sind noch nicht ganz dort, aber auf gutem Weg dahin:

Dann folgen Gebiss-Isolationen, bei denen ich dem Pferd erst mal vom Boden aus "erkläre", wozu das Gebiss eigentlich da ist, und was ich von ihm erwarte, wenn es den Druck im Maul spürt. 

Beim Reiten verwende ich zum Aufwärmen den sogenannten "Steady Rein" (in etwa "ruhiger Zügel") - die Brücke zwischen Freestyle und Finesse. Der lehrt mich als Reiter, wirklich mit meinem Körper und nicht mit den Zügeln zu reiten, und dem Pferd, die Richtung und das Tempo beizubehalten und die Dehnungshaltung einzunehmen.
Im GOC gibt es dann 4 aufeinander aufbauende Stufen:
Stage 1 = Confidence
Stage 2 = Stretching
Stage 3 = Frame
Stage 4 = Collection

"Confidence" bedeutet, dass das Pferd das Gebiss nicht als Barriere wahrnimmt - damit haben wir wenig Probleme. Domino läuft eher los, wenn er den Zügel fühlt, als stehenzubleiben.

Beim "Stretching" fordere ich mein Pferd auf, beim Annehmen der Zügel den Kontakt zu suchen und in die korrekte Dehnungshaltung zu gehen - ähnlich wie beim Steady Rein. 

In der Stufe "Frame" gebe ich meinem Pferd schliesslich einen Rahmen, in den es sich strecken kann. Er sollte sich also in die von mir vorgegebene Zügellänge hineindehnen und den Rücken aufwölben. Die grosse Herausforderung für mich sind dabei die "resting hands", neutrale Hände. Ich bin es von früher her gewöhnt, meine Hände zu tragen (sieht man auch auf dem Bild) bzw. aktiv mit ihnen zu arbeiten. Nun bin ich dabei zu lernen, die Hände loszulassen und passiv - vom Pferd bestimmt - zu halten. Ausserdem muss ich meinen Sitz verbessern - mit Muskeln, von denen ich vor dem GOC nicht mal wusste, dass es sie gibt ;-)

"Collection" ist dann das Tüpfelchen auf dem i - darüber werden wir dann im Advanced Game of Contact mehr lernen. Wenn Du also in der Nähe bist, komme doch vom 13.-15. Juni nach Fehraltorf - es wird bestimmt wieder sehr spannend und lehrreich. Und sprich mich bitte unbedingt an - ich würde mich sehr freuen, die Leser meines Blogs persönlich kennenzulernen!

Weitere Infos über das GOC findest Du in dem genialen Game of Contact DVD Set, das Linda herausgebracht hat. Nicht ganz billig, aber jeden Euro wert!

Samstag, 7. April 2012

Von Himmelhoch ... ins tiefe Loch

Wie Ihr bestimmt schon bemerkt habt, läuft das Leben in Wellen - mal hoch, mal tief, immer in Bewegung ... 

Nun, mir ist es vor 2 Wochen so ergangen. Eigentlich war ich auf einer kontinuierlichen Aufwärts-Welle, die ihren Horsemanship-Höhepunkt am Donnerstag mit einem SUPER fliegenden Galoppwechsel hatte (unser erster gerittener GW, durchgesprungen, entspannt und rhythmisch :-). Der Instruktor-Höhepunkt folgte am Samstag, als ich wieder mal bei meinen äussert engagierten Studenten im Oltener Raum schöne Fortschritte sehen, zu einigen AHA-Erlebnissen verhelfen und die Gemeinschaft beim Zvieri geniessen durfte. 

Und dann kam der Sonntag - und mit ihm eine äusserst ungute Grippe. Angefangen hatte sie bei meinem Mann am Donnerstag, aber mir ging es ja sooo gut, ich war so happy und energiegeladen, da dachte ich mir, diesmal bin ich immun dagegen. Leider falsch gedacht. Ich konnte wohl durch das Photonic Red Light das Schlimmste abwenden - verglichen mit Kurt hatte ich nur wenig Fieber und kaum Schnupfen - aber der Schwindel, der kaputte Kreislauf, die Mattigkeit und Kopf- und Gliederschmerzen bieben dann doch recht lange bestehen. Und auch mit dem Heilen ging es in Wellen - dachte mir, ha, heute geht es mir wieder gut ... aufgestanden ... nach 10 Min wieder reif fürs Bett, weil der Kreislauf einfach nicht mitkonnte. Das ist mehrmals so passiert, bevor es dann wirklich wieder bergauf ging.

Das sind dann so Momente, wo ich froh bin, dass meine Pferde in einem Pensionsstall stehen, und wenigstens für ihre grundlegenden Bedürfnisse gesorgt ist. Inzwischen ist das Tal glücklicherweise überwunden, und es geht wieder bergauf - gestern haben wir mit Game of Contact gespielt, und heute hab ich einen schönen, gemütlichen Ausritt gemacht und die neu erwachende Natur und die Kirschbaumblüte genossen :-)