Montag, 3. Februar 2020

Im Namen der Schönheit...

Am Samstag, 1. Feb. 2020, begann meine Zeit im Mastery Program von Pat Parelli etwas ungewöhnlich - wir fuhren zur "Draft Horse Show" im Florida Horse Park. Das war spektakulär, aber auch unglaublich traurig.


Wenn ich an Zugpferde denke, dann in erster Linie an schwere Arbeitspferde, die in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden. Hier aber werden diese Riesen vor Kutschen präsentiert, und das auf eine Art und Weise, die den Kommentator immer wieder zu Begeisterungsstürmen hingerissen hat, wie SCHÖN nicht diese Darstellungen wären. Schaut man sich jedoch die Pferde mit dem Hintergrund an, wie es ihnen dabei wohl geht, dann ist das Bild deutlich weniger schön.

Die Hufe werden mit RIESIGEN Tellereisen, die 4-6 kg wiegen, noch grösser gemacht, als gesund sein kann - ich vermute mal um die spektakuläre Beinaktion zu erzwingen (die hier abgebildeten Hufe waren noch die harmloseren Beispiele). Viele der Pferde sind innen an den Beinen verletzt, diese Verletzungen werden vor dem Auftritt noch rasch mit Farbe überpinselt, sodass es beim schnellen Draufsehen nicht auffällt.


Die Köpfe werden in eine absolut unnatürlich hohe Kopfhaltung gezwungen - nicht nur bei der Vorbereitung, sondern auch vor dem Wagen mit Hilfe von Aufsetzzügeln, die nicht nur auf das normale Gebiss einwirken, sondern zusätzlich noch ein eigenes, sehr schmales Gebiss verwenden, das die Maulwinkel hochzieht. Das Ergebnis sind schlabbernde Zungen oder Lippen, überschäumende Mäuler, nervöses Knirschen mit den Zähnen.
Selbst in den Ruhepausen sind die Pferde nicht in der Lage, den Kopf tiefer zu nehmen, um die Muskulatur zu entspannen. Also fangen sie an, ihre Köpfe nach oben hin zu schütteln, sobald sie stehen. Um das zu verhindern, springen dann rasch Helfer herbei und halten sie fest, oder je nachdem werden auch Klapser auf die Nasen verteilt...
Der oben abgebildete Clydesdale, der mit dieser Behandlung nicht happy war, hat so fest geschüttelt, dass ein Teil des Lederzeugs gebrochen ist. Anschliessend wurde er immer unruhiger und ist 2x gestiegen, sodass der Kutscher gezwungen war, das Gespann in Bewegung zu setzen. 


Entspannung ist nicht erwünscht, es geht um Action und Power. Die Gespanne traben um den Ring, irgendwann heisst es dann "zum Schritt parieren" - aber kein einziges der Pferde geht tatsächlich Schritt, sie alle traben ganz langsam oder zackeln - und nach wenigen Sekunden wird auch schon wieder spektakulär getrabt. 

Am besten hat mir der originale "Stage Coach" gefallen, mit dem zu Zeiten des Wilden Westens die Reisenden quer durch die Prärie gebracht wurden - da dürfen die Pferde auch noch wie Pferde ausschauen, nicht wie irgendwelche Spielzeugkarussellfiguren. Zum Vergleich seht ihr in den folgenden Videos den 2. bzw den Gewinner der 6-Spänner ausfahren, und anschliessend den Stage Coach.
 
 

Es heisst ja, Schönheit muss leiden - aber man sollte sich fragen, ob uns anvertraute Tiere wegen unserem fragwürdigen Begriff von Schönheit leiden müssen?