Sonntag, 30. Dezember 2012

Horsenality - Pferde besser verstehen

Pat Parelli sagt "Pferde sind wie Schneeflocken. Sie sehen gleich aus, haben dieselben Eigenschaften, und doch ist jede ein Individuum." Darum scheitern Trainingsmethoden, die die individuelle Pferdepersönlichkeit nicht berücksichtigen - bzw. werden gewisse Pferde als "untrainierbar" abgetan. Pferde korrekt lesen zu können, ist DAS Geheimnis im erfolgreichen Umgang mit dem Pferd. Linda und Pat Parelli haben auch hier wieder eine Meisterleistung vollbracht - das "unlehrbare", instinktive Wissen der genialen "Pferdeflüsterer" so aufzubereiten, dass es auch ein normaler Mensch verstehen kann. 

Das Horsenality-Konzept ist genial einfach. Es ermöglicht uns, die Verhaltensweisen des Pferdes grob in 4 Kategorien einzuteilen, und gibt uns dann je nach Kategorie erfolgreiche Strategien mit auf den Weg. Das bedeutet allerdings nicht, dass es ebenso einfach ist, dies alles umzusetzen. Das erfordert eine Menge Geduld, Beobachtungsgabe und Durchhaltevermögen. Aber das Gute daran ist, die Chancen stehen 50:50, dass man richtig liegt ;-)

Mitte November fand mein erstes Horsenality Seminar statt, und es war eine sehr gelungene Veranstaltung. Das Interesse war so gross, dass es innerhalb kürzester Zeit ausgebucht war. Den Auftakt zum Seminar machte ein Kommunikationsspiel - mit dem Ziel, einmal in die Haut des Pferdes zu schlüpfen.
Anschliessend haben wir gemeinsam die 4 Kategorien extrovertiert/introvertiert und dominant (LB)/instinktiv (RB) erarbeitet. Anhand von Videobeispielen wurde dieses Wissen noch vertieft. In Rollenspielen haben sich die Teilnehmer dann in den jeweiligen Typ hineinversetzt und konnten so ein ganz neues Verständnis für das Verhalten der Pferde gewinnen. Nach einer gemütlichen Pause beim gemeinsamen Abendessen haben wir im 2. Teil die Strategien besprochen, die in der jeweiligen Situation angebracht sind, bzw. auch was es schlechter macht. 
 
In der abschliessenden "Conga-Horse" Simulation war es nochmals möglich, den Miss/erfolg der jeweiligen Strategien auszuprobieren. Das Wunderbare am Conga-Horse ist, dass es sich tatsächlich verhält wie ein Pferd (nämlich interessanterweise meist wie das eigene Pferd), aber dann seinem Menschen VERBALES Feedback geben kann. Denn Feedback erhalten wir ja ständig von unseren Pferden, nur leider interpretieren wir es oft falsch ;-)
Sollte Dein Interesse am Seminar geweckt sein, kontaktiere mich bitte - ich werde es sicherlich nochmals anbieten und kann Dich dann über die jeweiligen Termine informieren.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Chaos ... oder: Viele Wege führen zum Ziel

Wenn man beginnt, Parelli Natural Horsemanship zu erlernen, ist der Weg sehr schön vorgezeichnet, fast wie eine Autobahn. Es gibt die 7 Spiele zu lernen, die 8 Prinzipien des Horsemanship und die Pferdepsychologie. Das ist ja die grossartige Leistung von Pat und Linda Parelli, dass sie das intuitive, nicht erklärbare Wissen der "Pferdeflüsterer" so aufbereitet und in ein Programm gepackt haben, das jeder durchschnittlich begabte Mensch mit etwas Fleiss und Durchhaltevermögen erlernen kann. Level 1 und auch noch 2 sind relativ einfach zu lernen und zu lehren (ich rede hier von den Menschen, unabhängig von ihren Pferden!). 

Je weiter wir dann kommen, desto weniger deutlich sind die Wege vorgegeben, desto öfters gabeln sie sich, um dann letztlich doch an dasselbe Ziel zu gelangen. Klar, die Prinzipien bleiben dieselben, und letztlich ist Level 4 nichts anderes als ein "exzellenter Level 1", wie Pat so schön sagt. Aber als Student kann das ganz schön verwirrend sein. 

Mir ist das vor allem beim FastTrack Kurs in USA aufgefallen, und das hat mich damals ordentlich frustriert. Als Left Brain Introvert (mehr zu Horsenality und Humanality folgt demnächst) schätze ich das logische Schritt-für-Schritt Programm, wie es im Parelli Heimstudium angeboten wurde, sehr. Ich hatte mir das Programm im Heimstudium erarbeitet, war noch eine Woche bei Michael Wanzenried zur Vorbereitung (wie ich dachte) und bin dann zum Kurs nach USA. Wir waren 50 Studenten, mit John Baar als Hauptinstruktor und mehreren Instruktoren als Assistenten. Und wenn ich die gleiche Frage an 4 verschiedene Instruktoren richtete, erhielt ich 4 (oder mehr) verschiedene Antworten. Das war für mich eine riesige Umstellung und Herausforderung. An Stelle der Autobahn war nun ein Labyrinth getreten, mit Irrwegen und Sackgassen, unzähligen Gabelungen und scharfen Abzweigungen. Ich war ungeheuerlich frustriert und fühlte mich völlig alleine gelassen. Inzwischen weiss ich, dass das die Methode ist, nach der bei Parelli unterrichtet wird. Der Student erhält die nötige Theorie, und dann bleibt es ihm selbst und seiner Experimentierfreude überlassen, zu LERNEN. Ein riesiger Unterschied zu dem, was ich erwartet hatte! Ich wollte ein schön logisches Programm um weiterzukommen, aber das gab es nicht mehr.

Es hängt vom Pferd ab, von dir selbst, von der Situation, von der Grundeinstellung des Instruktors. Wie schon erwähnt - viele verschiedene Wege können zum selben Ziel führen, und das ist völlig ok, solange die Prinzipien erhalten und die Würde von Pferd und Mensch gewahrt bleiben. Welchen Weg man letztlich wählt, und an welchem Instruktor man sich orientiert, ist eine individuelle Entscheidung. Und das ist gut so, denn darum kann es viele verschiedene Instruktoren geben, sodass jeder Student den bzw diejenige finden kann, der zu ihm und seiner aktuellen Herausforderung passt. Es kann auch gut sein, zu verschiedenen Instruktoren zu gehen, um ein Gefühl für die Bandbreite der Möglichkeiten zu bekommem. Man darf sich nur nicht verwirren lassen! Pat Parelli sagt "observe - remember - compare", also BEOBACHTE - ERINNERE DICH - VERGLEICHE. In den höheren Levels ist Experimentierfreude gefragt, gepaart mit der Fähigkeit, die Ergebnisse der Experimente zu bewerten und so den besten individuellen Weg für Dich und Dein Pferd herauszufinden. Eine grosse Herausforderung, und eine wunderbare Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und daran zu wachsen ;-)

Welche scheinbar gegensätzlichen Wege sind Dir bisher im PNH aufgefallen? Oder war bisher alles sonnenklar für Dich? Ich freue mich über Kommentare, und wenn Du Deine Erlebnisse mit uns teilst!

Sonntag, 28. Oktober 2012

Von ZERO BRACE zum Fliegenden Galoppwechsel :-)

Letzten Dienstag gelang unser erster gewollter Fliegende Galoppwechsel bridleless, also nur mit Seilchen um den Hals, auf die Hilfe hin und auch noch durchgesprungen :-) Ich bin mächtig stolz auf mein Pferd!

Fliegende Galoppwechsel waren für uns immer ein gewisses mit Respekt behaftetes Thema - Domino KANN sie wunderbar, wenn man ihn einfach machen lässt, im Gelände und beim Springen. Nur wenn ich aktiv danach gefragt habe, hat er meistens nur vorne gewechselt. Und der Versuch ihn im Galopp zu behalten und auch noch hinten zu wechseln hat ihn fürchterlich aufgeregt (das war noch vor Parelli, da hatte ich von mentaler und emotionaler Fitness noch nichts gehört). Galopp war sowieso heikel, also habe ich es eher vermieden...

Leider (oder soll ich sagen glücklicherweise) brauche ich die Fliegenden für Freestyle Level 4, also musste ich mich dem Thema wohl oder übel stellen.

Zuerst sah ich auf einer der Mastery-DVDs, wie Linda den Fliegenden GW im leichten Sitz lehrte und total einfach aussehen liess, mit relativ viel Tempo in der Question Box. Das war das erste Mal, dass ich bei Parelli den leichten Sitz gesehen habe. Da kam der Hoffnungsschimmer auf, dass wir das auch hinbekommen könnten, im leichten Sitz fühle ich mich deutlich sicherer als ausgesessen. Die Frage die sich mir stellte war nur - kann ich nachher auch wieder bremsen, so ohne etwas am Kopf? Da bin ich einfach von unserer Vergangenheit noch sehr belastet...

Dann hatte ich einen HÖCHST interessanten AHA-Moment. Als Vorbereitung für den Kurs mit Linda (Advanced Game of Contact) bin ich viel mit dem Steady Rein geritten (was das ist, kannst Du in einem anderen Blog nachlesen). Einmal hatten wir eine Session, da wollte Domino partout nicht das Tempo oder die Richtung halten, von Entspannung ganz zu schweigen. Er ist völlig zurückgefallen in das Muster von vor Parelli - schneller! Ich stand vor der Wahl - mit ihm "kämpfen" und solange steady rein anwenden, bis er wieder runterkommt - oder "zero brace".

Zero brace (in etwa null Verspannung) bedeutet, ich gebe ihm einfach nichts, gegen das er sich auflehnen kann, ich gehe ganz mit dem Pferd mit. Dass ich überhaupt daran gedacht habe, war schon sensationell. Denn früher war ich eher vom Gedanken beherrscht "das Pferd muss folgen!". Aber diesmal habe ich umgeschaltet, liess die Zügel locker und bin als pushing passenger ganz passiv geblieben. Daraufhin sind wir wie irre im Trab kreuz und quer durch die Bahn gesaust. Für Zuschauer hätte das bestimmt merkwürdig ausgesehen. Ich hab mich nur darauf konzentriert, weich mitzugehen und im Trab zu bleiben, aber ich hab kein Tempo reguliert. Also, ich kann nicht genau sagen wie lange wir da so wirr herumgezischt sind, es war schon eine Weile. Irgendwann ist er dann von sich aus auf "follow the rail" umgeschwenkt und hat am Zaun entlang ein paar Schritte schönen, entspannten, rhythmischen Trab gezeigt. Daraufhin hab ich ihn in die Question Box gelenkt und dort angehalten, und laaaaaaange gerastet.

Danach wollte ich dasselbe Spiel auch noch im Galopp versuchen. Und - ich konnte es kaum fassen - wir galoppieren an, Domino geht einen fast perfekten Zirkel nach links, wechselt in der Question Box (VON SELBST, ich war immer noch pushing passenger) total entspannt in den Rechtsgalopp und geht auf den Zirkel nach rechts. Ich war sprachlos, hab ihn in die Mitte gelenkt und bin abgesprungen, um mit ihm zur Belohnung Grasen zu gehen. Wie sagt Linda immer "gib dem Pferd was es braucht, dann gibt es dir, was du willst" - da muss wohl was Wahres dran sein  :-)

Am Kurs haben wir dann den Wechsel so gemacht wie ich es am Video schon gesehen hatte, mit leichtem Zügelkontakt. Und am Dienstag, da haben wir es nun eben ohne etwas am Kopf geschafft, entspannt und ohne dass er sich aufgeregt hätte. Ich bin total happy!!!

Und siehe da, plötzlich sind die Fliegenden gar nicht mehr so schwierig, wie ich immer gedacht hatte :-)


Wendest Du Zero Brace an, und was sind Deine Erfahrungen damit? Ich freue mich über Kommentare!

Dienstag, 2. Oktober 2012

Level 4 Liberty - und der Weg dorthin


Nun war ich doch gerade erst in Bad Ischl - und schon ist 1. Oktober vorbei. ... Wo geht nur die Zeit hin? ;-)
Die Deadline 31.8. ist inzwischen abgelaufen. Mein Ergebnis: Level 4 Online im Juli, und Liberty im August :-) Ja Du hast richtig gelesen - im August, keine 4 Wochen nach OL. Wie ist das möglich, fragt man sich?

Das habe ich wohl hauptsächlich Linda zu verdanken, und ihrer schier unglaublichen Geduld. Ich hab Euch das ja schon länger versprochen, hier kommt es nun, die Ereignisse bei Lindas Kurs "Horse Behaviour und Liberty". Manch Glückliche von Euch haben es ja selbst erlebt ;-) 

Für L4 muss man raus aus dem Roundpen, auf den grossen Platz, und dann so Aufgaben wie Zirkeln im Galopp, mit Richtungswechsel und fliegendem Galoppwechsel, und Anhängerverladen. Alles andere hat soweit ganz gut geklappt, aber im Galopp ist er mir meistens abgezischt (ich bin ja auch viiiel zu langsam im Galopp ;-), und Hängerverladen hatte ich noch gar nicht probiert, das war ja schon OL eine ziemliche Herausforderung.

Als wir beim Kurs "Stick to me" geübt haben, war Domino im Schritt und Trab sehr brav (obedient, folgsam, wie ich jetzt weiss). Da stand ich vor der Frage, soll ich es herausfordern im Galopp? Also los, mich überwinden und dumm ausschauen, wenn ich mein Pferd verliere - aber jetzt war schliesslich DIE Möglichkeit, das Problem zu lösen! Wie vermutet, ist er ab im Galopp, und es hat bis zum Rest der Stunde gedauert, bis er wieder bei mir war. Linda ist mir sogar zur Unterstützung geeilt. In der nächsten Einheit grad nochmal dasselbe Spiel, wobei da hab ich mich nicht an meinen eigenen Plan gehalten - aufhören wenn es gut ist! Beim ersten Galopp ist er nämlich dageblieben, erst beim zweiten ist er davon.

Am nächsten Tag kam das AHA-Erlebnis: Linda ging mit Domino in den Round Corral, um das Catching Game (Einfangspiel) zu demonstrieren. Hat nicht lange gedauert, er galoppiert eine Runde, springt mühelos über die Absperrung und stellt sich draussen zu den anderen, um zuzuschauen ;-) Das war eine gelungene komödiantische Einlage (ja das TURN - FACE - WAIT beim Squeeze, das sitzt inzwischen!).
Linda holte ihn also wieder nach drinnen, und weiter gings mit dem Spiel. EINE GANZE STUNDE. Ich muss zugeben, ich hab nach 15 Min schon auf die Uhr geschaut, weil es mir vorkam wie eine EWIGKEIT.... Er konnte sich einfach nicht entschliessen, mitzugehen. Und das war laut Linda nicht "ich will nicht", sondern "ich kann nicht". Er ist eben doch RB. Und das war eine RIESEN Erkenntnis für mich, nun mal zu sehen was es bedeutet, dem Pferd WIRKLICH die Wahl zu geben. Es wäre sooooo einfach gewesen … ein kleiner Blick auf die Hinterhand, und er wäre gekommen. Aber eben, weil man ihn dazu auffordert, nicht weil er es will. Sie hat so lange gewartet, bis er von sich aus kommen und mitgehen WOLLTE. Hat ihm keine Ruhe gelassen, sodass er nicht einfach den „Kopf in den Sand stecken“ konnte, aber hat ihm NIE kommuniziert „hey komm doch endlich“. Und das macht im Kopf des Pferdes einen grossen Unterschied.

Ich hab dann nach dem Kurs bei etlichen Liberty Sessions weiter Catching Game gespielt mit Domino, und immer aufgehört, sobald er von sich aus mit mir kam. Und in Bad Ischl, in einer völlig neuen Umgebung für ihn, hat er mir dann das gesamte Level 4 Programm ANGEBOTEN, das war echt unglaublich. Das war erst der 2. Versuch beim Hängerverladen at Liberty :-) Weil ich so happy war, hab ich das gleich eingeschickt: 

Ich hab zwar gemerkt beim Anschauen, dass der Fliegende Galoppwechsel noch fehlt – und das im email dazugeschrieben. Aber ich wollte gerne mal wissen, wie es so ankommt. Und sie wollten nur ein Resubmit (Fliegender Wechsel, Seitwärts aus Zone 3, und Hängerverladen aus grösserer Distanz), nicht nochmal eine ganze Audition!
Dieses haben wir dann von Biederthal aus noch nachgeliefert, mit den beiden Zusatzausschnitten um ganz sicher zu gehen :-)

Weil es sooooo schön war, noch der Ausschnitt vom Hängerverladen:

und eines mit einem schön durchgaloppierten Fliegendem Wechsel:
 

Freitag, 24. August 2012

Wasserspiele :-)

Wie heisst es so schön bei Parelli - "take the time it takes, so it takes less time" - also nimm dir die Zeit, die es braucht, und du wirst weniger Zeit brauchen. Denn viele Menschen haben nie die Zeit, etwas mit ihrem Pferd (zB Hängerverladen) richtig zu machen, aber immer wieder die Zeit, es halbherzig und mit einem nicht wirklich vertrauensvollen Pferd zu tun.

Nun, dieser Spruch hat vor kurzem (wieder mal) eine ganz neue Bedeutung für mich bekommen. Ich war mit meinen Pferden auf Urlaub in meiner Heimat, Bad Ischl. Dort fliesst direkt neben dem Stall der Fluss Traun mit einem Altarm, und es gibt 3 Stellen, wo man mit den Pferden ins Wasser gehen kann, mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad (Strömung bzw Steilheit der Böschung).

 Mein Isi war extrem wasserscheu, als er zu uns kam. Jede noch so kleine Pfütze war ein Theater, vom Abspritzen mit dem Wasserschlauch ganz zu schweigen. Nun, mit einer Menge friendly game hatte es sich schon sehr verbessert, aber in Bad Ischl hat er mich nun wirklich verblüfft. 

Wir waren fast jeden Morgen am Wasser, zum Trinken und Plantschen. Am Anfang ist er nur gerade soweit mit den Vorderfüssen hin, dass er trinken konnte. Ich habe ihn wenig beachtet und mich mehr um meinen Grossen gekümmert, mit ihm Squeeze Games mit dem Wasser gespielt, während der Benni am 7m Seil danebenstand. Da er ja schon recht neugierig ist, hat er sich im Laufe von 45 min immer weiter ins Wasser gewagt, bis er schliesslich zu SPIELEN begann und seinen Kopf bis knapp unter die Augen in die Strömung getunkt hat, sodass das Wasser über seine Ohren drüberschoss! Ich war ehrlich fasziniert ;-)

45 min ohne Druck meinerseits, und aus meinem wasserscheuen Isi wurde er eine Wasserratte! Von da an hatte ich eher das Problem, ihn nicht zu verlieren, weil er immer weiter in den Fluss raus ist, bis ans Ende vom Seil, und die Strömung ja schon recht kräftig war. 


Was ich daraus gelernt habe - Zeit ist relativ, und ich bin tendenziell immer noch zu ungeduldig ;-) Wenn ich meinen Pferden beim Squeeze Game Zeit gab das Hindernis zu untersuchen, hielt ich mich schon für SEHR geduldig wenn ich mal 5 min gewartet habe. ... spätestens dann kam wieder eine Aufforderung von mir. 45 min sind eine halbe Ewigkeit, wenn ich auf etwas Bestimmtes WARTE .... wenn ich aber den Druck rausnehmen und mir einfach nur die Zeit nehmen kann, das Pferd zu beobachten, können 45 min höchst spannend und ausserdem noch produktiv sein ;-) Weil es nämlich dann seine Idee war, und nicht meine!

Montag, 30. Juli 2012

L4 OL bestanden :-)

Ich muss gestehen, ich bin Euch eine Menge Blogeinträge schuldig... es ist so viel passiert in den letzten 2  Monaten, und irgendwie hab ich es noch nicht geschafft, das alles zu sortieren und aufzuschreiben. Aber es kommt noch, versprochen!

Nun erstmal die gute Nachricht: heut hab ich die Bestätigung bekommen, dass ONLINE Level 4 bestanden ist ... JUHUUUU, denn das war eine längere Geschichte.

Mein erster Versuch vom April kam als L3++/pre-4 zurück. Danach folgten mehrere Einzelstunden und ein Kurs bei Berni Zambail, um die Löcher aufzuspüren und zu stopfen. Anschliessend noch die Kurse mit Linda Parelli (Liberty und Advanced Game of Contact). Das nächste Video (http://www.youtube.com/watch?v=MmJSGkf6W6s) haben wir dann Mitte Juli eingeschickt. Nun brauchten wir noch ein Resubmit für das Lasso .... leider haben wir in unserem Stall kaum Gelegenheit, das Lasso wirklich bis zum Ende zu nutzen, da der Platz schlicht zu klein ist. Also hab ich auf dem Weg nach Bad Ischl, meiner Heimat, einen Zwischenstopp auf dem Josenhof bei Memmingen eingelegt. Dort gibt es einen genialen, riesigen Playground mit Naturhindernissen, und dort konnten wir das Resubmit drehen ... danke Alex :-)

WOW! Ich kann Euch gar nicht sagen, wie erleichtet ich bin, dass zumindest der 1* Instruktor-Status gesichert ist. Nun kann ich wesentlich entspannter an die beiden anderen Savvys herangehen :-)

Mittwoch, 9. Mai 2012

Phase 4 - oder Gewalt?

Mehrfach bin ich schon von Studenten gefragt worden - und habe mich auch selbst gefragt - was denn der Unterschied sei zwischen Gewalt und einer effektiven Phase 4. Parelli Natural Horsemanship beruht ja auf den Bausteinen "LOVE, LANGUAGE and LEADERSHIP, instead of FEAR, FORCE and INTIMIDATION." 

Das weckt bei manchen Leuten die Idee, dass es ein reines "Kuschelprogramm" ist. Nun, wer schon einmal eine effektive Phase 4 gesehen hat der weiss, dass das nicht immer hübsch aussieht. Besonders, wenn Pferde miteinander spielen - da geht es mitunter ziemlich rauh zu. Wenn nun ein Mensch eine effektive Phase 4 abliefert (das Spiel gewinnt), kann das durchaus nach Gewalt aussehen und führt zu den unterschiedlichsten Reaktionen bei Menschen, die das Parelli-Programm noch nicht oder nur wenig kennen.

Was unterscheidet nun also eine Phase 4 von Gewalt? 
* das Pferd hatte die Chance zu reagieren - einer Phase 4 gehen  mehrere Phasen (1-3) voraus, je nach Ausbildungsstand des Pferdes in unterschiedlicher Länge
* eine Phase 4 ist effektiv - d.h. das Pferd versteht und kann entsprechend reagieren
* der Druck hört in dem Moment auf, in dem das Pferd reagiert
* der Mensch bleibt emotionslos, ist nicht zornig oder aggressiv 

Das mit dem "emotionslos" bleiben, ist keine einfache Sache. Das müssen wir meistens erst lernen, und fällt vielen sehr schwer. Besonders Menschen, die ihr Leben lang darauf getrimmt wurden, "nett" zu sein, haben Schwierigkeiten damit, effektiv und trotzdem emotionslos zu sein. 

Eine gute Übung dazu: mit dem Stick ein Fass abwechselnd streicheln und fest draufhauen. Und wenn man mit dem Pferd effektiv werden muss, sollte man sich bewusst die Einstellung herbeirufen  - "du musst dich nicht fürchten, aber mach, was ich sage". Und danach immer "Friendly Game" spielen (streicheln), an der Stelle wo man effektiv werden musste. Pferde verstehen das, und respektieren dich dafür. 

Ein Anführer, der sich nicht durchsetzen kann, bleibt in einer Pferdeherde nicht lange Anführer. Und daher müssen wir gelegentlich unsere Pferde davon überzeugen, dass wir es auch wirklich ernst meinen :-)

Donnerstag, 19. April 2012

Führungsqualitäten

Heute habe ich einen sehr interessanten Artikel in einem der älteren Savvy Times Hefte (Nr 14, Jan 2007 - "Face to Face with ourselves" von Kaffa Martignier) gelesen. Es geht dabei um Leadership, und wie ich als Anführer meiner Mini-Herde meine Verantwortung wahrnehmen muss, damit mein Pferd mir folgen WILL und und seine Verantwortung wahrnehmen KANN. Zur Erinnerung nochmal das Prinzip Nummer 4 - in der Partnerschaft haben sowohl der Mensch, als auch das Pferd ihre jeweilige Verantwortung zu übernehmen:
Der Mensch:
  1. Benimm Dich wie ein Partner, nicht wie ein Raubtier - d.h. mentale, emotionale und physische Fitness.
  2. Einwickle einen unabhängigen Sitz bzw. unabhängige Füsse (am Boden).
  3. Denke wie ein Pferd, bevor Du denkst wie ein Mensch.
  4. Nutze die natürliche Kraft des Fokus.
Das Pferd:
  1. Benimm Dich wie ein Parnter, nicht wie ein Fluchttier - d.h. denke, bevor Du handelst.
  2. Behalte die Gangart bei.
  3. Behalte die Richtung bei.
  4. Schau, wohin Du gehst.
Ein spannender Aspekt dabei ist, wie unsere heutige "bequeme" Welt uns nicht mehr darauf vorbereitet, effektive Anführer zu sein. Als effektiver Anführer muss ich einfallsreich, mutig und beharrlich sein. All dies ist nicht mehr nötig, um meine Grundbedürfnisse zu befriedigen: Wie viel einfacher ist es, einen Fisch im Supermarkt zu kaufen, als einen selbst zu fangen?! Und solange ich mich selbst nicht führen kann, wie will ich ein Pferd führen?

Einige Indikatoren, dass ich meinen Teil der Partnerschaft nicht erfülle, sind zB:
  • ich bin frustriert
  • ich fühle mich unfähig oder überfordert
  • ich beschuldige mein Pferd
  • ich bin ängstlich
Wenn es hingegen funktioniert, fühle ich mich zufrieden, ruhig, glücklich, erfüllt, dem Pferd verbunden und habe Respekt für das Pferd. Diese Gefühle sind für sich genommen nicht gut oder schlecht, sondern ich kann sie als Anzeiger nutzen, wie ein Pilot die Instrumente im Flugzeug nutzt - um gar nicht erst zu weit vom Kurs abzukommen.

Was zeichnet jene Menschen aus, die beharrlich genug sind, um über die negativen Gefühle hinwegzukommen? Sie haben entdeckt, dass es bei Parelli Natural Horsemanship letztlich nicht um das Pferd oder die Aufgabe geht, sondern um eine Weiterentwicklung von mir selbst. Eine Entwicklung, die es mir ermöglicht, zuerst mich selbst zu führen - mental, emotional und physisch fit zu werden.

Diese Entwicklung hat 4 Stufen:
  1. Unbewusste Inkompetenz - ich weiss nicht, was ich nicht weiss.
  2. Bewusste Inkompetenz - ich erkenne, dass ich etwas nicht kann - hier beginnt das Lernen und das Unbehagen.
  3. Bewusste Kompetenz - ich habe es gelernt, muss mich dazu aber konzentrieren und anstrengen.
  4. Unbewusste Kompetenz - die neue Fähigkeit ist mir ins Blut übergegangen, ich mache es instinktiv.
Und dann beginnt das Lernen von Neuem, auf einem höheren Niveau ... Bei dieser Entwicklung spielt das Bewusstsein eine wichtige Rolle. Das Unbehagen in Stufe 2 kommt daher, dass ich mental weiter bin, als ich emotional oder physisch bin. Ich WEISS also, wie ich etwas machen sollte, aber ich kann es schlicht noch nicht umsetzen, sei es emotional oder physisch. Dann habe ich ev. das Gefühl, dass ich schlechter werde - wobei es nur das deutlichere Bewusstsein ist, das mir dieses Gefühl gibt - ich ERKENNE nun, dass etwas nicht stimmt.

Diese Reise ist eine sehr spannende und lohnende - und jeder geht seinen Weg individuell, für sich und in seinem eigenen Tempo. Wenn ich erst gelernt habe, mich selbst zu führen, wird das Führen von anderen wesentlich einfacher - seien es nun Kinder, Mitarbeiter oder Pferde :-)

Die Liebe schafft Verbundenheit, gute Führungsqualitäten erwirken den Respekt, und die Sprache (im PNH die 7 Spiele) sorgt dafür, dass ich verstanden werde:  
LOVE  - LANGUAGE - LEADERSHIP zu gleichen Teilen sind die Bausteine dieses wundervollen Programms, mit dem ich in erster Linie mich selbst, und ausserdem noch meine Pferde weiterentwickle. 

Ein grosses DANKE an Pat und Linda Parelli, die das so transparent und für alle zugänglich gemacht haben!!!


Montag, 16. April 2012

Game of Contact - Reiten als Tanz

Vor genau einem halben Jahr - die Zeit verfliegt ... - war ich mit meinem Pferd Domino am Game of Contact (GOC) Kurs mit Linda Parelli. Das Game of Contact eröffnet eine völlig neue Sicht auf Finesse (Reiten mit Zügelkontakt): Reiten mit Anlehnung als Tanz, anstelle als "Herumgezerre im Maul", wie man es leider in der "normalen" Welt allzu oft sieht. Und ich war lange Zeit Teil der normalen Reiterwelt. Weil ich es leider nicht besser wusste.

Das Spiel beginnt schon lange vor dem Reiten - am Boden, mit der Beziehung, die ich zum Pferd aufbaue, und beim Aufzäumen. Ziel wäre, dass das Pferd das Gebiss von selbst nimmt (eine Idee, die mir früher nicht mal gekommen wäre ....) Wir sind noch nicht ganz dort, aber auf gutem Weg dahin:

Dann folgen Gebiss-Isolationen, bei denen ich dem Pferd erst mal vom Boden aus "erkläre", wozu das Gebiss eigentlich da ist, und was ich von ihm erwarte, wenn es den Druck im Maul spürt. 

Beim Reiten verwende ich zum Aufwärmen den sogenannten "Steady Rein" (in etwa "ruhiger Zügel") - die Brücke zwischen Freestyle und Finesse. Der lehrt mich als Reiter, wirklich mit meinem Körper und nicht mit den Zügeln zu reiten, und dem Pferd, die Richtung und das Tempo beizubehalten und die Dehnungshaltung einzunehmen.
Im GOC gibt es dann 4 aufeinander aufbauende Stufen:
Stage 1 = Confidence
Stage 2 = Stretching
Stage 3 = Frame
Stage 4 = Collection

"Confidence" bedeutet, dass das Pferd das Gebiss nicht als Barriere wahrnimmt - damit haben wir wenig Probleme. Domino läuft eher los, wenn er den Zügel fühlt, als stehenzubleiben.

Beim "Stretching" fordere ich mein Pferd auf, beim Annehmen der Zügel den Kontakt zu suchen und in die korrekte Dehnungshaltung zu gehen - ähnlich wie beim Steady Rein. 

In der Stufe "Frame" gebe ich meinem Pferd schliesslich einen Rahmen, in den es sich strecken kann. Er sollte sich also in die von mir vorgegebene Zügellänge hineindehnen und den Rücken aufwölben. Die grosse Herausforderung für mich sind dabei die "resting hands", neutrale Hände. Ich bin es von früher her gewöhnt, meine Hände zu tragen (sieht man auch auf dem Bild) bzw. aktiv mit ihnen zu arbeiten. Nun bin ich dabei zu lernen, die Hände loszulassen und passiv - vom Pferd bestimmt - zu halten. Ausserdem muss ich meinen Sitz verbessern - mit Muskeln, von denen ich vor dem GOC nicht mal wusste, dass es sie gibt ;-)

"Collection" ist dann das Tüpfelchen auf dem i - darüber werden wir dann im Advanced Game of Contact mehr lernen. Wenn Du also in der Nähe bist, komme doch vom 13.-15. Juni nach Fehraltorf - es wird bestimmt wieder sehr spannend und lehrreich. Und sprich mich bitte unbedingt an - ich würde mich sehr freuen, die Leser meines Blogs persönlich kennenzulernen!

Weitere Infos über das GOC findest Du in dem genialen Game of Contact DVD Set, das Linda herausgebracht hat. Nicht ganz billig, aber jeden Euro wert!

Samstag, 7. April 2012

Von Himmelhoch ... ins tiefe Loch

Wie Ihr bestimmt schon bemerkt habt, läuft das Leben in Wellen - mal hoch, mal tief, immer in Bewegung ... 

Nun, mir ist es vor 2 Wochen so ergangen. Eigentlich war ich auf einer kontinuierlichen Aufwärts-Welle, die ihren Horsemanship-Höhepunkt am Donnerstag mit einem SUPER fliegenden Galoppwechsel hatte (unser erster gerittener GW, durchgesprungen, entspannt und rhythmisch :-). Der Instruktor-Höhepunkt folgte am Samstag, als ich wieder mal bei meinen äussert engagierten Studenten im Oltener Raum schöne Fortschritte sehen, zu einigen AHA-Erlebnissen verhelfen und die Gemeinschaft beim Zvieri geniessen durfte. 

Und dann kam der Sonntag - und mit ihm eine äusserst ungute Grippe. Angefangen hatte sie bei meinem Mann am Donnerstag, aber mir ging es ja sooo gut, ich war so happy und energiegeladen, da dachte ich mir, diesmal bin ich immun dagegen. Leider falsch gedacht. Ich konnte wohl durch das Photonic Red Light das Schlimmste abwenden - verglichen mit Kurt hatte ich nur wenig Fieber und kaum Schnupfen - aber der Schwindel, der kaputte Kreislauf, die Mattigkeit und Kopf- und Gliederschmerzen bieben dann doch recht lange bestehen. Und auch mit dem Heilen ging es in Wellen - dachte mir, ha, heute geht es mir wieder gut ... aufgestanden ... nach 10 Min wieder reif fürs Bett, weil der Kreislauf einfach nicht mitkonnte. Das ist mehrmals so passiert, bevor es dann wirklich wieder bergauf ging.

Das sind dann so Momente, wo ich froh bin, dass meine Pferde in einem Pensionsstall stehen, und wenigstens für ihre grundlegenden Bedürfnisse gesorgt ist. Inzwischen ist das Tal glücklicherweise überwunden, und es geht wieder bergauf - gestern haben wir mit Game of Contact gespielt, und heute hab ich einen schönen, gemütlichen Ausritt gemacht und die neu erwachende Natur und die Kirschbaumblüte genossen :-)

Freitag, 23. März 2012

Glaubenssätze

Vor kurzem habe ich über Glaubenssätze gelesen, und wie sie uns in unserem Weiterkommen behindern können. Dabei wurde mir bewusst, dass das im Alltag ebenso gilt, wie beim Horsemanship.

Was ist ein Glaubenssatz? Irgendeine Idee, die wir im Laufe unseres Lebens aufgeschnappt und verinnerlicht haben. Soweit verinnerlicht, dass sie in unseren Körperzellen und im Unbewussten gespeichert ist. Leider sind solche Glaubenssätze meist negativer Natur, zB ich bin unmusikalisch, ich bin dick, ich bin ungeschickt... aber auch Sachen wie.... kalte Füsse machen krank, mein Pferd regt sich beim Galoppieren immer auf, etc. Viele davon werden in der Kindheit installiert, durch wiederholte Aussagen von Eltern, Lehrern, Freunden und sonstigen Autoritäten, oder durch wiederkehrende Erfahrungen bzw. besonders einschneidende Erlebnisse.

Wie wirkt ein Glaubenssatz? Wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Solange ich daran glaube, selbst wenn es mir gar nicht bewusst ist, wird sich das bewahrheiten. Unter anderem, indem ich es zB gleich gar nicht versuche.

Vor einiger Zeit (die sibirische Kälte ist noch gar nicht so lange her, kaum zu glauben!) gab ich eine Stunde und habe vorgeschlagen, einen Squeeze (Engpassspiel) über einen Sprung zu versuchen. Die Antwort der Studentin: "Aber mein Pferd kann doch nicht springen!" (ein Glaubenssatz, der sie bisher davon abgehalten hat, es überhaupt zu versuchen). Dazu muss ich sagen, es handelt sich um einen Isi, die sind ja nicht gerade fürs Springen gezüchtet, und ausserdem hat die Stute nur mehr ein Auge. Etwas Vorsicht ist da also schon angeraten. Aber die beiden haben eine wunderbare, vertrauensvolle Beziehung, und das fehlende Auge behindert das Pferd beim Spielen im Parelli Natural Horsemanship so gut wie gar nicht. 


Also haben wir langsam begonnen - mit einem Squeeze zwischen zwei liegenden Fässern durch, und ganz allmählich die Anforderung gesteigert. Erst 1 Schaumstoff-Stange, dann 2, dann 3 und schliesslich 4, bis die Stangen fast so hoch waren wie die Fässer. Die Stute hat ihre Sache super gemacht, blieb vertrauensvoll und ist am Schluss der Übung absolut souverän gesprungen - die Studentin konnte es kaum glauben!  Sie hat mir sogar nachher noch ein email geschickt und sich bei mir bedankt, dass ich ihr Mut zum Springen gemacht habe. Das war ein wunderschönes Erlebnis, für uns alle :-). Und wenn sie nächstes Mal im Gelände einem umgestürzten Baum begegnet, muss sie nicht mehr einen Umweg suchen, sondern kann ihr Pferd voller Vertrauen darüber schicken :-)

Wie wird man Glaubenssätze wieder los? Nunja, einmal vielleicht - wie im obigen Beispiel - durch ein Erlebnis oder die Erfahrung, dass das Geglaubte ja gar nicht stimmt. Ausserdem kann man sich bemühen, die limitierenden Glaubenssätze aufzuspüren, sich ihrer bewusst zu werden. Wenn man erst einmal erkennt, dass hinter einer gewissen Reaktion ein Glaubenssatz steckt, der inzwischen unerwünscht ist, kann man diesen dann "freilassen" - selbst oder mit Hilfe eines Coachs.

Wenn Du das nächste Mal denkst "das kann ich nicht, das geht doch nicht" spüre mal hinterher, ob dahinter nicht vielleicht auch ein Glaubenssatz steckt?

Montag, 12. März 2012

Der Sattel, der den Unterschied macht

Seit Anfang März bin ich glückliche Besitzerin eines Parelli Fluidity Dressur Sattels, nach 4,5 Monaten Wartezeit. Das ist beinahe eine Ewigkeit für einen nicht besonders geduldigen Menschen wie mich. Wenn ich mich für etwas entschliesse, will ich das möglichst SOFORT... und nicht erst irgendwann. Im Natural Horsemanship habe ich gelernt, mehr Geduld mit meinem Pferd und meinen Student/inn/en zu haben - am Rest (mit mir selbst, mit meinem Mann, mit alltäglichen Dingen) arbeite ich noch ;-)

Nun, zurück zum Thema Sattel. Seitdem ich die Parelli Sattel DVD gesehen habe, weiss ich im Prinzip, dass mein geliebter Dressursattel zu eng ist für mein Pferd, obwohl es ein österreichischer Markensattel ist, der auf nahezu jedes Pferd passt (nach traditionellen Massstäben). Am 2* Instruktor Kurs hatten wir einen ganzen Tag dem Thema Sattel gewidmet, dort wurde dieses Wissen nochmals bestätigt. Leider ist theoretisches Wissen nicht dasselbe, wie etwas zu sehen und zu fühlen, und so - muss ich gestehen - hat es noch gedauert, bis ich mich zum Kauf eines neuen Sattels durchgerungen habe. Erst hatte ich noch die Hoffnung, ev. an einen gebrauchten Parelli Sattel zu gelangen, um etwas Geld zu sparen... aber so häufig sind die nicht.

Die Wende hat schliesslich der Game of Contact Kurs eingeleitet, an dem ich im Oktober '11 in Fehraltorf teilnehmen durfte. Dort waren Letitia und Steffi von Parelli Saddles, und haben es den Kursteilnehmern ermöglicht, kostenlos die diversen Parelli Sattelmodelle zu testen - ein herzliches Dankeschön an die beiden, denn das ist wahrlich sehr grosszügig, und keine Selbstverständlichkeit! Ich habe also regen Gebrauch von dem Angebot gemacht, und den Cruiser, den Dressur und den Fluidity General Purpose Sattel getestet. Und mein Pferd hat sich zunehmend entspannt und begonnen, den Sätteln zu vertrauen, sodass er die Dehnungshaltung angeboten hat wie nie zuvor, und sie auch halten konnte!

Natürlich war das auch ein Effekt des Kurses und meiner bewussteren Reitweise und Haltung, keine Frage. Den Unterschied, den der Sattel macht, habe ich dann zu Hause bemerkt, als ich weiter das Game of Contact spielen wollte: Domino wollte in die Dehnungshaltung gehen - und kam SOFORT wieder hoch. Und wieder runter, und wieder hoch. Ich konnte ihn kaum mehr dazu bringen, mit der Nase unten zu bleiben und den Rücken aufzuwölben. Weil der zu enge Sattel ihn dabei behinderte oder schmerzte. Am Boden hingegen begann er, die Dehnung von selbst anzubieten. Also blieb mir keine Wahl, ich musste das Reiten ziemlich einschränken und WARTEN......

Nun, im März, konnte ich endlich das Game of Contact mit dem neuen Parelli Sattel wiederaufnehmen - und siehe da, plötzlich funktioniert es wieder mit der Dehnungshaltung :-) Das lange Warten wie auch die Investition haben sich also ausgezahlt, und mein Pferd dankt es mir durch absolut willige Kooperation :-)

Ob Dein Sattel zu eng ist, insbesondere ob er die Schulter blockiert, lässt sich eigentlich recht einfach erkennen - an der Delle hinter dem Schulterblatt (das Pferd rollt die Schulterblätter nach vorne, um dem Druck auszuweichen). Das Fatale ist, dass so viele Pferde damit herumlaufen, dass das "normal" zu sein scheint. Bei Domino war dieses Loch ziemlich ausgeprägt. Und mir ist das jahrelang nicht seltsam erschienen, da ich mein Pferd gar nicht anders kannte!

Was viele nicht wissen - Parelli Sättel können in der EU für 5 Tage recht günstig getestet werden - du musst lediglich den Versand bezahlen. Für weitere Infos zum Thema Sattel bzw. Anpassung kannst Du mich gerne kontaktieren unter parellispirit@gmail.com.

Sonntag, 19. Februar 2012

NEUTRAL ... oder Täter ... oder Opfer?


Vor kurzem führte ich ein hochinteressantes Gespräch mit Pamina, einem aussergewöhnlichen Wesen, welche letzten Sommer das Haus unserer Nachbarin hütete. Es ging darum, NEUTRAL sein zu können. 

Wer sich mit Natural Horsemanship beschäftigt, weiss, wie wichtig NEUTRAL in der Kommunikation mit dem Pferd ist. Und dass es gar nicht so einfach ist, dies zu erreichen. Wie wichtig NEUTRAL in unserem alltäglichen Leben ist, darüber hatte ich mir bislang nicht allzu viele Gedanken gemacht. Und das als Österreicherin, wo wir doch so viel auf unsere Neutralität halten  ;-)

Ein Beispiel: es gibt aussergewöhnliche Menschen, die unter Raubtieren leben können, ohne angegriffen zu werden. Wie machen die das? Sie sind NEUTRAL, weder Angreifer noch Opfer. Würden sie die Energie eines Opfers ausstrahlen, wären sie die nächste Mahlzeit. Würden sie die Energie eines Täters ausstrahlen, würden sich die Raubtiere provoziert fühlen und angreifen, um sich zu verteidigen. Haben sie tatsächlich neutrale Energie, sind sie für die Tiere "wie ein Baum".

Wir verschwenden in unseren Leben und Beziehungen viel Zeit mit Täter-Opfer-Spielchen, kosten mal die eine, mal die andere Seite aus. Und wir sind NIE nur Täter oder nur Opfer, das eine bedingt das andere. Gerade an Kindern (oder Tieren, die in einer Rangordnung leben, wie zB Pferden :-)) kann man das wunderbar beobachten. Ein jüngeres Kind muss von einem älteren Kind irgendeine Gemeinheit einstecken - und prompt wird es diese (oder eine andere Gemeinheit) an das nächstbeste, in der Regel wiederum jüngere Kind weitergeben. Damit schafft es für sich selbst einen gewissen Ausgleich, und gibt die negative Energie weiter. Ist kein weiteres Kind als Opfer verfügbar, müssen oft genug die Haustiere dran glauben, oder ein Kuscheltier oder Spielzeug.

Sich nicht in diesen Reflexen aufzuhalten, in diesen Ketten aus Aktion und Reaktion, erfordert ein waches Bewusstsein. Und die Bereitschaft, den anderen (sei es nun Mensch oder Tier) als Spiegel zu erkennen, herauszufinden, was denn nun in mir selbst (meist unbewusst) dessen Tat/Aktion provoziert hat. Werde ich mir dieser Muster BEWUSST und bin NEUTRAL, weder im Täter- noch im Opfer-Modus, dann kann ich entscheiden, wie ich reagieren möchte. Möchte ich die Energie so weitergeben, dass die "Welle" sich verstärkt, oder so, dass die "Welle" abgemildert wird, sodass ich schliesslich "auf glatter See segeln" und das Leben und die Beziehungen bewusst geniessen kann?

Eine grosse Herausforderung - im Horsemanship wie im Alltag :-)